Selbstverwaltetes Wohnheim, Bildungsinstitution und kulturelles Zentrum: Das neue Collegium Academicum, auf dem Gelände des ehemaligen US-Hospitals in Heidelberg-Rohrbach, setzt sich aus folgenden Gebäuden zusammen:
- Der innovative Holz-Neubau, mit 46 Wohneinheiten des Wohnheims, einer Aula mit Dachterrasse und einem Gemeinschaftsraum
- Der große Altbau mit dem Orientierungsjahr und Mietwohnungen
- Das Pförtnerhaus als offener Treffpunkt, ergänzt durch Büroräume
Die Errichtung des Neubaus und die Sanierung des Bestandsgebäudes wurden von der Internationale Bauausstellung (IBA) Heidelberg
begleitet, die als Exzellenzinitiative für Stadtplanung arbeitet. Die IBA förderte und begleitete bis 2022 zukunftsweisende
Lösungen angesichts städtebaulicher und gesellschaftlicher Herausforderungen und kürte unser Vorhaben 2015 zum
IBA-PROJEKT unter dem Motto „Wissen | schafft | Stadt“.
Zudem dient das Projekt als Praxismodell für die Erforschung flächensparenden Wohnens bei gleichzeitig hoher Lebensqualität,
was vom Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu) begleitet wird.
Der Anspruch, sich auf das Wesentliche zu reduzieren (Suffizienz), drückt sich in experimentellem Wohnen,
Gemeinschaftsflächen und Räumen für Kreativnutzung aus.
Wohnheim im Holz-Neubau
Die Ausstellung eines solchen Einzelzimmers fand in der Vergangenheit an verschiedenen Orten in Heidelberg statt, beispielsweise auf dem Universitätsplatz.
Zur Zeit befindet sich das Modell auf unserem Gelände.
Für den innovativen Charakter im Bereich flexiblen Wohnens und das nachhaltige Baukonzept, welches einen Fokus auf Gemeinschaftsflächen legt wird das Projekt mit 2,2 Millionen Euro aus dem Zukunftsinvestitionsprogramm „Variowohnen“ des Bundesbauministerium gefördert.
Orientierungsjahr und sozialer Mietwohnraum im Altbau
Wir finden: Wo immer sinnvoll, sollte energetische Sanierung Vorrang gegenüber dem Neubau haben.
Die Sanierung des alten Verwaltungsgebäude des Krankenhauses orientiert sich an zwei wesentlichen
Zielen: Wir wollen Bildungsfreiräume und zugleich Wohnraum schaffen - beides dauerhaft bezahlbaren und gemeinschaftlich.
Im Altbau ist Platz für ca. 80 Menschen, die sich auf unser Orientierungsjahr sowie auf Mietwohnungen verteilen.
Rund 50 Personen erhalten zwischen Schule und weiterem Lebensweg jedes Jahr die Möglichkeit, im CA ein Orientierungsjahr zu
absolvieren. Dieses ermöglich ihnen, verschiedene Studien- und Ausbildungsgänge kennenzulernen und bestärkt sie dabei, die eigene Persönlichkeit weiterzuentwickeln und Verantwortung in der Gesellschaft zu übernehmen.
Das Orientierungsjahr ist ein wichtiger Bestandteil unseres Bildungskonzepts.
Der erste Jahrgang, noch mit reduzierter Teilnehmendenzahl, hat im Januar 2024 begonnen.
Die übrigen Wohnungen im Altbau umfassen eine 2-Zimmer-Wohnung und eine 6-Zimmer-Wohngemeinschaft in Form einer Maisonette-Wohnung
sowie sechs 3- bis 4-Zimmer-Wohnungen, mit denen wir sozialen Mietwohnraum schaffen wollen.
Damit soll eine Anlaufstelle für Menschen mit geringem Einkommen geboten werden, die ihren Wohnungsbedarf nicht auf dem
normalen Wohnungsmarkt decken können.
Im Erdgeschoss werden neben Wohnflächen des sozialen Wohnungsbaus mehrere multifunktionale Seminar- und Gemeinschaftsräume entstehen, die barrierefrei zu erreichen sind. Auch in den Obergeschossen werden Gemeinschaftsflächen eingerichtet. Zudem sind eine Fahrrad- und eine Metallwerkstatt sowie Lagerräume im Keller geplant, die unsere Holzwerkstatt im Neubau ergänzen.
Bei der Sanierung ging es im Wesentlichen um drei Aspekte: eine Umnutzung von Büroräumen in Wohnräume, eine energetisch anspruchsvolle Sanierung sowie die Schaffung zusätzlicher Wohnfläche aus der bestehenden Gebäudesubstanz. Daher wurden Grundrisse geändert und das Gebäude statisch sowie schall- und brandschutztechnisch ertüchtigt. Es fand eine Außenwand-, Kellerdecken- und Dachdämmung statt und die Fenster wurden bereits ausgetauscht, um den bestmöglichen energetischen Standard im Bestand zu erreichen (KfW55). Das ausgebaute Dach, eingebaute Schleppgauben und der Holzerker bieten zusätzliche Wohnfläche mit hohem Lichteintrag, der für weiteren Komfort in den Wohnungen und Gemeinschaftsflächen sorgt.
Bei jedem Schritt der Sanierung haben wir darauf geachtet, Bauteile und Baustoffe wieder- und weiterzuverwenden sowie möglichst
ökologische Baustoffe zu nutzen. Beispielsweise wurden Zelluloseflocken als Dämmstoff im Dach genutzt und gepresstes Stroh für unseren Trockenwandbau. Auch wurden Türen, Bodenbeläge, Treppenhausgeländer, Schieferplatten und vieles mehr weiter und wieder genutzt.
Einige Materialien haben wir für eine spätere Kreativnutzung gerettet. Auf den neuen Gauben wurden, wie auch auf dem Neubau-Dach, Photovoltaik-Module installiert, gleichzeitig reduziert die hohe Belegungsdichte den Heizwärmebedarf.
Einen ausführlicheren Einblick in unser Nachhaltigkeitskonzept finden Sie hier.
Zusammen mit dem Heidelberger Architekturbüro Gerstner + Hofmeister haben wir die Sanierung des Altbaus geplant und durchgeführt. Da der Altbau bereits in den 1930er Jahren entstanden
sind und zuletzt als Verwaltungsgebäude genutzt wurde, waren einige bauliche Veränderungen notwendig.
Um bezahlbares Wohnen möglich zu machen, war es wichtig, die Renovierungs- und Umbauarbeiten möglichst gering zu halten und die vorhandene Bausubstanz zu erhalten.
Eine bezahlbare Sanierung ermöglichten wir zusammen mit den vielen Direktkrediten von unseren Unterstützer*innen
und unserer Eigenleistung, aber auch durch KfW-Zuschüsse für energetische
Maßnahmen sowie eine Landesförderung für den sozialen Wohnungsbau. Mit dieser Förderung haben wir uns verpflichtet wir uns, sozial gebundenen Mietwohnraum zu schaffen.
Offener Treffpunkt und Büroräume im Pförtnerhaus
Das ehemalige Pförtnerhäuschen soll im Erdgeschoss Möglichkeit für Begegnung und
Austausch bieten - vor allem als Anlaufpunkt für die Nachbarschaft.
Außerdem entsteht hier Raum für weitere Ideen: Zum Beispiel für ein "Repair-Café", bei dem Elektronikgeräte gemeinsam repariert werden können. Die Räume im oberen Geschoss sind für Büros der Selbstverwaltung
sowie für eine Beratungsstelle für das Mietshäuser-Syndikat vorgesehen.
Auch wenn wir das genaue Konzept noch erarbeiten, freut es uns, dass wir schon jetzt mit anderen Initiativen aus Heidelberg eine gemeinsame Nutzung betreiben, zum Beispiel mit der solidarischen Landwirtschaft
Gemüsekultur Heidelberg.