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Tagung - Perspektive Rojava

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Demokratische Vision aus Nord- und Ostsyrien


Aktuell sieht sich die Selbstverwaltung Nord- und Ost-Syrien mit der stärksten Bedrohung seit 2019 konfrontiert. Türkische Luftangriffe und das Vorrücken der pro-türkischen Milizen der SNA haben bereits viele Menschen zur Flucht gezwungen. Hunderttausende Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Wir bitten um Unterstützung für die humanitäre Arbeit vor Ort. Wir empfehlen dabei die Hilfsorganisation Medico International, die mit dem Kurdischen Roten Halbmond eng zusammenarbeitet.

In einer Zeit, in der Populismus und Rechtsextremismus weltweit auf dem Vormarsch sind, unsere Demokratie an ihre Grenzen stößt, die Kriege in der Welt und auch in der Region Rojavas immer weiter eskalieren und die Zeit zur Bekämpfung des Klimawandels drängt, braucht es mehr denn je neue Ideen, Impulse und Visionen.

Im Nordosten Syriens (auf kurdisch “Rojava”) entwickelt sich seit über 12 Jahren ein inspirierendes Experiment auf der Basis von Selbstbestimmung, Frauenbefreiung, Rätedemokratie sowie multiethnischem und multireligiösem Zusammenleben. Feminismus, Solidarität und Gerechtigkeit werden hier auf einzigartige Weise gelebt.

Dieses gelebte Experiment, samt seiner Chancen und Herausforderungen, haben wir im Rahmen einer anderthalbtägigen Konferenz näher betrachtet und diskutiert.

Lasst uns gemeinsam demokratische Zukunftsvisionen und Perspektiven für Frieden und Gerechtigkeit entwickeln!

Die Tagung fand vom 25. bis zum 26. Januar statt! Ein voller Samstag und ein Sonntagvormittag.
Die Tage waren gefüllt mit Vorträges, Workshops und Diskussionen. Außerdem gab es am Samstag einen gemeinsamen Bar-Abend mit Livemusik zum Austauschen und Tanzen. Für diejenigen, die weiter angereist sind, hatten wir eine Bettenbörse organisiert und auch gemeinsames Essen unserer tollen Küfa hat nicht gefehlt.

Das Programm

Die Hauptteile des Programms, die in der Aula des Collegium Academicum stattfanden, haben wir aufgezeichnet. Ihr findet die Videos jeweils eingebettet unter den Programmpunkten und die ganze Playlist gibt es auf unserem YouTube Kanal.

Samstag, 25.01.2025


09:30 Uhr: Auftakt & Begrüßung

10:00 Uhr: Einstieg: Politischer Lagebericht

  • Ein Rückblick auf 12 Jahre Selbstverwaltung sowie eine Einordnung der aktuellen politischen Geschehnisse im Norden und Osten Syriens aus erster Hand (mit Ali Çiçek).

11:00 Uhr: Perspektive Frauenbefreiung

  • Wir tauchen weiter ein mit Einblicken in die theoretischen Grundlagen und die praktische Umsetzung der letzten 50 Jahre der kurdischen Frauenbewegung. Wie ist diese Bewegung entstanden, wofür kämpft sie? Wie sieht anti-patriarchale Praxis in der Bewegung aus? Warum handelt es sich in Rojava um eine Frauenrevolution und wie findet die Jahrzehnte lange Aufbauarbeit heute Ausdruck in Nord- und Ostsyrien? Außerordentliche Einblicke und Impulse für Reflexion erwarteten uns gleich zu Beginn der Tagung (mit Anja Flach).


13:00 Uhr: Mittagspause

  • Beim selbstgekochten Mittagsessen konnten erste Gedanken geteilt und diskutiert werden.

14:30 Uhr: Perspektive Demokratie

  • Was kann Demokratie bedeuten? Ein Impulsvortrag über die demokratischen Strukturen in Rojava und den Schattierungen und der Vielfalt demokratischer Lebensweisen anhand dieses Beispiels. Im Zentrum steht die Idee des demokratischen Konföderalismus (mit Müslüm Örtülü).


15:30 Uhr: Workshops

  • Eine Vielzahl an Denkwerkstätten: ob Alltagserfahrungen & Geschichten aus Rojava, Ökologie und Klimawandel, Jineoloji (“Wissenschaft der Frauen”), das transnationale Mediennetzwerk der kurdischen Freiheitsbewegung, Dekolonialismus, Repression von Kurd*innen in Deutschland, Femizide als Kriegsführung - Perspektiven aus der Region Rojava und darüber hinaus wurden selbstkritisch und lebhaft diskutiert, erfahren, reflektiert (mit Ayten Kaplan, Alexander Glasner-Hummel, Kerem Schamberger, Leonie Baumgarten Egemole, Ercan Ayboga, Anja Flach, Jineolojî Netzwerk Deutschland, Women Defend Rojava).

17:00 Uhr: Pause

  • Kleine Pause mit Kaffee und Kuchen.

17:30 Uhr: Perspektive Frieden

  • Salih Muslim, führender Vertreter der Bewegung für eine demokratische Gesellschaft (TEV-DEM) und eine der zentralen Stimmen Rojavas, wurde per Videoanruf zugeschaltet. Er hat aus erster Hand über die Entwicklungen, Herausforderungen und Visionen aus Nord- und Ost-Syrien berichtet.

  • In unserem direkt anschließenden Diskussionspanel mit Gäst*innen aus Deutschland und Kurdistan sprachen wir über Krieg und Frieden. Wie ist die Situation nach dem Sturz des Assad-Regimes? Wer sind die Akteure in den aktuellen Auseinandersetzungen und welche Interessen verfolgen sie? Welche Rolle und Verantwortung hat Deutschland? Und vor allem: Wie kann Solidarität mit der Zivilbevölkerung gelingen, was braucht es für den Frieden und welche demokratischen Lösungsperspektiven gibt es? (mit Leyla Îmret, MdB Max Lucks, MdB Gökay Akbulut und Sara Stachelhaus).

19:30 Uhr: gemeinsames Abendessen und Kulturprogramm

  • Wir haben den Tag gemeinsam in einem lockeren Rahmen ausklingen lassen. Es gab ein selbstgekochtes Abendessen, ein kurdisch-anatolisches Kulturprogramm und natürlich Einblicke in das selbstorganisierte Wohnen und Feiern im CA!
Sonntag, 26.01.2025



ab 9:00 Uhr: gemeinsames Frühstück

  • Mit Çay und Kaffee haben wir einen gemütlichen Rahmen für Austausch am frühen Morgen geschaffen.

10 Uhr: Perspektive Sicherheit

  • Mit einem Vortrag über die Idee des Abolitionismus, also die Abschaffung der Polizei, näherten wir uns dem Thema Sicherheit zunächst aus theoretischer Perspektive. Inwiefern es beim Abolitionismus nicht nur um das Abschaffen einer Institution, sondern das Schaffen von neuen, demokratischeren Strukturen geht, erklärte uns unser Gast von der Universität Heidelberg (mit Prof. Dr. Michael Haus).


11 Uhr: Sicherheit in Rojava

  • Hier erhielten wir einen Einblick in die Wirklichkeit in Rojava. Wie wird in einer von Krieg zerrütteten Region Sicherheit organisiert? Und welche Strukturen gibt es, um dies selbstverwaltet und möglichst ohne Gewaltstrukturen zu erreichen? Über neue Wege um Frieden, Gerechtigkeit und Sicherheit zu denken (Livestream mit einem Asayîş-Mitglied aus der Autonomen Administration Nord- und Ostsyrien).


12:30 Uhr: Abschluss

  • In einem gemeinsamen Abschluss und mit einem Keynote-Vortrag haben wir noch einmal zentrale Erkenntnisse und Diskussionspunkte der Tagung hervorgehoben (mit einem Überraschungsgast).

Ausstellung: Jin Jiyan Azadî – die Errungenschaften der Frauenrevolution

Die Ausstellung „Jin Jiyan Azadî – die Errungenschaften der Frauenrevolution“ wurde zusammen von Kongra Star (Nord- und Ostsyrien), dem Europakomitee der Stiftung der Freien Frauen Syriens (WJAS) und Women Defend Rojava erarbeitet. Sie wirft mit ihren aussagekräftigen Bildern und Texten einen Blick in die verschiedenen Lebensbereiche, in denen die Frauen der Region ihre selbst verwalteten Strukturen aufgebaut haben. Mit Blick auf 13 Themen erzählen insgesamt 26 Stoffbanner durch kurze, prägnante Texte und großformatige Fotos vom Leben und Wirken der Frauen.

Unsere Gäst*innen

Anfahrt

Die Tagung findet in den Räumlichkeiten des selbstverwalteten Wohnheims Collegium Academicum (CA), Marie-Clauss Straße 3, 69126 Heidelberg statt (Anfahrt). Das CA befindet sich in einem autofreien Quartier. Wir können vor Ort somit keine Parkplätze bereitstellen und empfehlen daher eine Anfahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Neben unserer Fläche hält auch die Straßenbahn der Linie 24, die direkt mit dem Heidelberger Hauptbahnhof verbunden ist.

Veranstalter und Förderung

"Perspektive Rojava" ist eine Veranstaltung des Fördervereins Collegium Academicum Heidelberg e.V. und wurde von Mitgliedern des Wohnprojekts Collegium Academicum organisiert. Die Veranstaltung wurde ermöglicht durch Förderungen der Stadt Heidelberg und der Rosa Luxemburg Stiftung Baden-Württemberg.